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Letzte Woche hatte ich auf meiner Arbeit überraschenden Besuch von einem der liebgewonnenen „Söldner“. Neben einem kurzen Smaltalk, gab er mir fast beiläufig die neueste Ausgabe Theo, dem unabhängigen katholischen Magazin, in die Hand.
Ich kannte dieses Magazin bereits, da ich mir vor einiger Zeit interessehalber ein Leseexemplar bestellt hatte, um mir einen Überblick über seine literarischen Fähigkeiten und sein Schaffen“ zu machen. Schon damals gefiel mir die Art und Weise aller Beiträge, da diese grundsätzlich ohne großen religiösen Pathos auskamen und für mich eine positive Überraschung und damit sehr lesenswert waren.
Am Wochenende nahm ich mir die Zeit und als erstes natürlich den aktuellen Beitrag meines befreundeten “Schreiberlings“ vor.
Der Titel verheißte Lesenswertes, denn es ging um Männer und somit auch um mich. 😉
In Erwartung, dass da jetzt quasi eine literarische Nach-/Neubetrachtung des Songs “Männer“ von Herbert Grönemeyer kommen würde, nahm ich mir meinen Kaffee und fing im Stehen an, den Text zu lesen.
Schnell zog es mich dann aber doch zu einer Sitzgelegenheit, denn die Zeilen, die ich da zu lesen bekam, waren nun doch sehr viel anders als erwartet und so musste ich manche von Ihnen zweimal lesen.
Hier wird ein für mich offenes und somit überraschendes Bild der Spezie Mann aufgezeigt, welches mir in Teilen auch nicht ganz fremd ist bzw. war.
Es folgen nun ein paar Auszüge daraus, die der eigentliche Grund zu diesem Blog waren. Inhaltlich sind diese natürlich nicht neu aber so zu Papier gebracht, dann für mich doch erstaunlich und somit es alle Male wert, sie hier noch einmal zu publizieren/publik zu machen.
Das männliche Ich – ein stinkendes Flickwerk. Es ist allein. Noch einsamer als bei Tageslicht. Die Klarheit – verschwunden. Die Sicherheit – zerflossen. Der Schutzpanzer: Abgelegt im Bad. Offen. Verletzlich. Die Frau neben Dir. Eine Judith mit Schwert, bereit zur Enthauptung.
Theo 1/2020, Wir Männer von Sven Schlebes
Der abwesende Mann: Thema abendfüllender Vorträge. Sein Zorn, seiner Stille, seiner Schlichtheit, seine Sexualgesteuertheit: Allgemeinwissen. Die Toxizität seiner Männlichkeit: Übel unserer gesamten Kultur und des planetaren Gesamtzustandes, Hatte das Verderben früher zwei Brüste, baumeln dem Grauen heute zwei Hoden zwischen den Beinen.
THEO 1/2020, WIR MÄNNER VON SVEN SCHLEBES
Über den Ehrcharakter von sichtbaren Verletzungen wie Narben, Deformationen oder Verstümmelungen entscheidet der Ausgang des Wettstreites. War der Löwe nachher tot, erzählt die Narbe vom Heldenkampf und der Schmiss vom Waffengang. Alles andere sind Opfer.
THEO 1/2020, WIR MÄNNER VON SVEN SCHLEBES
Seit Jahrzehnten wird er gesucht, der neue Mann, der aufmacht und zulässt. Nähe sucht. Zeigt, was ist und da ist. Die Verletzbarkeit, eines der letzten großen Geheimnisse des Mannes, ist fast so etwas wie der Gral unserer Identität.
THEO 1/2020, WIR MÄNNER VON SVEN SCHLEBES
Ich kenne keine Frau, die das wirklich aushält. Den offenen und „verletzlichen“ Mann. Denn wenn sie sich selbst schon kaum verstehen und aushalten können, dann wollen sie nicht noch jemanden an ihrer Seite, der genauso bepflastert durchs Leben geht. Dann lieber den verwundeten Schweiger als den heilenden Quatscher.
Der Mann, so scheint es, gleicht oft einem Ritter in strahlender Rüstung mit einem faulenden Körper.
THEO 1/2020, WIR MÄNNER VON SVEN SCHLEBES
Es gibt viele wunderschöne „Männerwesenshaftigkeiten“, die sich dem Leben stellen und es bereichern. Ohne überhöht zu leiden oder alles wegzulächeln. Es gibt sie, die sich selbst bewussten Männer, die sich selber annehmen und ihre Kräfte anstatt in neue Rüstungen und Distanzen lieber in den Liebesakt und die Kreation von etwas Neuen stecken
THEO 1/2020, WIR MÄNNER VON SVEN SCHLEBES
Danke Sven, für diese Art von Lesestoff und ja, Du führst nicht nur eine „feine Feder“, sondern hast auch ein feines Gespür für solche, dann doch außergewöhnlichen, Betrachtungen.
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