Wat haste jemacht … Einstieg und Aufstieg

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Es war das Jahr 1991 – nach meinem ersten Leben in der Gastronomie musste ein Neustart her und der am Anfang gar nicht so leicht.

Die Zeit bis zum Wiedereinstieg verkürzte ich mir mit dem Beschaffen von Grundkenntnissen zum Thema PC & Co, was später noch von größter Bedeutung werden sollte.

Meine Mutter sponserte mir seiner Zeit meinen ersten Computer, einen Euro-PC von Schneider für satte 2.000 DM. Was habe ich damals für Zeit daran verbracht. Oft wurde ich morgens gefragt, ob ich schon wieder oder immer noch vor dieser Kiste sitze. Meistens war die Antwort: „immer noch“. 😉


Meiner Mutter war es auch, die mich auf ein Stellenangebot in der Morgenpost aufmerksam machte. Ich bewarb mich und wurde sogar zu einem Gespräch am Köllnischen Park eingeladen.

Dort saß ich einem älteren Herrn gegenüber und der stellte mir seine Fragen. Ich beantwortete alles und am Ende wurde mir sofort das negative Ergebnis mitgeteilt. Was ich damals nicht wissen konnte ….. Spannungsbogen … diesem Herrn sollte ich noch einmal gegenübersitzen.

Dann brachte meine Mutter ein Stellenangebot von ihrer damaligen Arbeitsstätte mit. Es war eine befristete Stelle in einer anderen Abteilung. Ich bewarb mich sofort und, oh Wunder, ich bekam den Job. Zwar nur auf ein 1/4 Jahr befristet, aber besser als gar nichts. Es war eine Aushilfstätigkeit in einer Prüfabteilung im schönen Charlottenburg und ich wurde dort sehr gut aufgenommen. Das erleichterte meinen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben sehr. Wie ich später von anderen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen immer wieder hörte, war das nicht überall so. Ost und West mussten sich hier auch erst annähern. Ich hatte mit „meinen“ Frauen Glück und dafür bin ich heute noch sehr dankbar, denn mit einigen habe bis heute noch einen sehr guten Kontakt.

Das Vierteljahr näherte sich dem Ende – da kam mein damaliger Chef auf mich zu und fragte mich allen Ernstes, ob ich mir vorstellen könnte, hier weiter zu arbeiten. Man bot mir eine Festanstellung an! Ich fühlte mich fast wie neugeboren, denn mir gefiel die „Truppe“ und vor allem bekam ich die Gewissheit und Sicherheit für meine kleine Familie wieder „richtiges“ Geld nach Hause zu bringen.

Es ging also weiter – perfekt. Der lange Anfahrtsweg, von gut einer Stunde, sollte von nun an mein täglicher Begleiter sein – was ich persönlich überhaupt nicht schlimm fand.

Eine Kollegin und heute gute Freundin, gab mir damals den Tipp: „mache irgendeinen Schein, sonst wirst Du hier keine Mark mehr verdienen. Sie hatte so recht! Später erlebte ich es immer wieder, dass man die Frage nach diesem „Schein“, bei möglichen Vergütungserhöhungen, stellte.


Also bewarb ich mich auf einen Platz bei dem internen Fernstudium für einen „jobtypischen“ Beruf, wurde angenommen und habe dieses schließlich nach 3 Jahren Lernen erfolgreich abgeschlossen. Am Ende war ich ein staatlich anerkannter Sozialversicherungsfachangestellter und somit bereit, auf die Frage, ob ich die Voraussetzung hätte (für was auch immer) mit ja antworten zu können. 😉

Während meines Fernstudiums bewarb ich mich auf eine interne Stellenausschreibung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, da es neben der interessanten Arbeitsaufgabe auch 2 Mark mehr zu verdienen gab. Ich wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Ich wusste, wem ich da gleich WIEDER gegenübersitzen werde – der gute Mann nicht mehr. Ich gab mich auch nicht zu erkennen und so … Knaller … bekam ich den Job und wurde ein Sachbearbeiter mit besonderen Aufgaben. Später habe ich ihn mal daraufhin angesprochen: er konnte sich an unser „Erstgespräch“ nicht erinnern … gut so. 😉

Was ich vorher nicht wusste, da ich nun aus dem sogenannten Kerngeschäft in einen Nichtkernbereich wechselte, hatte ich eigentlich mein Anrecht auf das Fernstudium verloren. Ein Veto des Personalrats (es war nur noch ein 3/4 Jahr Studium zu absolvieren) ermöglichte mir die Fortsetzung. Dafür noch einmal Danke.

Der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit unterstand auch das Lager für Veranstaltungs- und Marketingartikel. Irgendwie kamen wir mal auf das Thema „Digitale Lagerverwaltung“ zu sprechen. Da ich mit meinen „großen“ EDV-Erfahrungen prahlte und ich meinem Chef das irgendwie wohl gut verkauft hatte, bekam ich den Auftrag, mich diesem Thema doch mal anzunehmen.

Zunächst musste ich dieses Thema noch ganz anderen Mitarbeitenden schmackhaft machen Es galt den Lagerverwalter und deren Helferlein für diese grundsätzliche Änderung ihres Arbeitsalltags „zu begeistern“. Mit vielen Gesprächen und Gleichnissen konnte ich die vorherrschende Barriere zumindest abbauen und meine Kollegen*innen zur Mitarbeit bewegen. Denn diese benötigte ich zwingend für den Aufbau der Datenstruktur – sie waren ja die Fachleute und am Ende mussten sie auch mit dem Endprodukt arbeiten (wollen).

Kurzum, nach einem halben Jahr hatten wir das Lager auf EDV umgestellt und alle haben sich mit der neuen Situation arrangiert.


Bei einer Betriebsfeier trug es sich zu, dass ich am Abend, so gegen 22:00 Uhr, von einem mir bis dahin nicht bekannten Herrn angesprochen wurde, ob ich mal mit ihm kurz in sein Büro kommen könnte.

Nach dem ersten kurzen Schock, angesichts solch eines Angebots, fragte ich ihn, ob ich mein Bier, was ich gerade in der Hand hielt, mitnehmen könne. Er bejahte und so gingen wir in ein sehr interessantes Gespräch.

Er eröffnete mir, dass er gehört hätte, was ich da für meine jetzige Abteilung aufgebaut habe und er fragte mich geradeheraus, ob ich mir vorstellen könnte, dies auch für seine Abteilung zu tun.

Der Abend war fortgeschritten und es war auch nicht mein erstes Bier und so war meine Antwort auch recht locker und quasi nur so dahingesagt: „Ich kann mir immer alles vorstellen“ und rieb den Daumen an meinem Zeigefinger. 😉

Genau so locker wie meine Antwort offerierte er mir, dass ich mir darüber mal keine Gedanken machen sollte und dass das alles schnell und auch zu meiner Zufriedenheit ablaufen würde. Nachdem ich mir von ihm die „Hausnummer“ diesbezüglich abgeholt hatte und auch kurz nach dem möglichen Prozedere gefragt hatte, sagte ich noch am selben Abend zu. Das nenne ich mal Headhunting – wow, so etwas hätte ich niemals erwartet. Wo ich diese Zeile gerade schreibe, huschte mir ein Lächeln über mein Gesicht.


Wie versprochen, lief der Wechsel erstaunlicherweise sehr schnell und faktisch reibungslos ab. In der neuen Abteilung angekommen, ging es für mich gut voran. Ich brachte der Abteilung den „Segen“ der EDV auf vielen Gebieten. In der Regel waren es Datenbanken auf der Grundlage von Microsoft Access. Ich wurde Teamleiter der Logistik und entwickelte weiterhin verschiedene kleine, hilfreiche Tools und auch eine komplexe Verwaltungssoftware für den Einkauf.

Nach einer Organisationsänderung gaben wir das Lager an einen anderen Bereich ab bzw. lösten das Restlager auf. Ich wurde Projektkoordinator der Verwaltung und begleitete somit das eine oder andere Projekt.


Eines Tages bekam ich ein Anruf vom Leiter unseres Bildungszentrums. Dieser fragte mich, ob ich Interesse hätte als Dozent für verschiedene Office-Programme, über meine eigentliche Arbeit hinaus, arbeiten möchte. Der Hintergrund war klar und wurde auch offen angesprochen. Externe Trainer waren im Vergleich zu internen Dozenten deutlich teurer – wenn man das Knowhow im eigenen Haus hat und nutzen könnte, sollte man dies auch tun. Ach ja, eine gewisse Aufwandsentschädigung gäbe es natürlich auch. 😉


Später gab noch einmal den Versuch der Abwerbung. Diesmal kam er von „Außen“. Wir hatten in unserer Abteilung eine spezielle Software zur Verwaltung unserer Immobilien zum Einsatz gebracht. Dies habe ich wahrscheinlich „zu gut“ gemacht, denn die Firma der entsprechenden Anwendung, aus München, wollte seiner Zeit gerne in die sogenannten neuen Länder expandieren und suchten hierfür einen Regionalleiter. Sie kontaktierten mich und offerierten mir ihr interessantes Angebot – dieses schien sich auch finanziell sehr zu lohnen. Ich musste nachdenken und vor allem abwägen. Da ich ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Chef (Headhunter) hatte, erzählte ich ihm davon. Er wiederum war nicht gram, sondern gab mir weitere Argumente für meinen Denkprozess an die Hand, für die ich im heute noch dankbar bin.

Eines Tages bekam ich einen Anruf von der Sekretärin vom Chef meines Chefs mit der Bitte, möglichst gleich bei ihm vorzusprechen. Ich ahnte worum es gehen könnte und ging mit etwas schlotternden Knien nach „oben“. Der Chef-Chef (von Hause aus Volljurist) war bekannt für seine „spezielle“ direkte Art und kam auch sehr schnell zum Punkt. Was er sagte, erstaunte mich doch ziemlich.

Er sagte, dass er das, was ich bisher gemacht habe, sehr schätzt und mich ungern verlieren würde. Er bot mir eine Gehaltsstufe mehr an. Er sagte aber auch, dass mehr nicht möglich wäre und ich nun noch einmal darüber nachdenken solle. In diesem Moment war meine Entscheidung gefallen. Es war nicht nur das Geld (na klar auch schön), es war die Wertschätzung von diesem, manchmal so bärbeißigen Mann, den ich im Übrigen genau deshalb auch schätzte. Bei ihm wusste man immer, voran man war! Im Nachgang hat sich meine Entscheidung als sehr segensreich erwiesen, denn die Firma ging ein Jahr später in die Insolvenz. Alles richtig gemacht. 😉


So ging es also weiter, bis mich eines Tages mein Chef zu sich rief.

Es war bekannt, dass er bald in den Ruhestand gehen würde und für alle war eigentlich klar, dass seine bisherige rechte Hand sein Nachfolger werden würde. Als ich bei ihm eintraf, bat er mich die Tür zu schließen und eröffnete mir, dass der Kronprinz dankend abgelehnt hatte. Nach einem kurzen Moment der Realisierung meinerseits und einer Pause seinerseits, fragte er mich geradeheraus, ob ich mir diesen Job zutrauen würde. Angesichts unseres Verhältnisses erbat ich mir Bedenkzeit – ich wollte mich darüber zunächst auch mit meiner Familie austauschen. Das Zutrauen für die etwaige neue Funktion war meinerseits gegeben und ich hätte somit auch sofort zusagen können. Allerdings sah ich in der neuen Aufgabe auch einen möglichen Mehraufwand, der sich auch auf die Familie auswirken könnte. Er gab mir zu verstehen, dass er dies gut nachvollziehen könne, er aber gern bis Ende der Woche meine Entscheidung kennen würde.

Am Abend besprach ich das mit meiner Familie – wenn ich mir das zutraue, hatte sie keine Bedenken. Also ging ich am nächsten Tag zu meinem Chef und sagte zu.

Die Entscheidung wurde von der Kollegenschaft positiv aufgenommen, denn hier musste sich somit keiner auf eine neue Person, von wo auch immer, einstellen.

Was ich am Anfang nicht so gesehen hatte, sich im Nachgang aber zunächst schwierig gestaltete war der Umstand, dass ich vom Kollegen zum Vorgesetzten „mutierte“ und dies aber auch von meinen Kolleginnen und Kollegen akzeptiert werden musste. Es entstanden des Öfteren schwierige Situationen zu Respekt und Einsehen von Notwendigkeiten. Am Ende muss einer die Entscheidung treffen und der darf später auch den Kopf dafür hinhalten.

Ein weiterer langer Kampf war es auch, die zustehende Vergütung zu bekommen. Nach „nur“ 1 1/2 Jahren hatte ich auch das geschafft.


Da es in der Arbeitswelt selten Stillstand gibt, kommen manchmal auch Einflüsse zu tragen, die keiner bis dahin auf dem Schirm hatte. Das „Zauberwort hieß in diesem Fall FUSION.

Mein bisheriger Arbeitgeber war ein Berliner. 😉 Nun stand ein Zusammenwachsen mit den Brüdern und Schwestern aus dem Land mit dem roten Adler auf dem Programm. Grundsätzlich war dieser Schritt voraussehbar und auch aus wirtschaftlichen Gründen notwendig.

Ein Ergebnis von Fusionen ist oder sollen natürlich auch Synergien, gerade auch in den Organisationen innerhalb der neuentstandenen Firma, sein. Mir war also klar, dass auch mein Posten darunter fallen kann und so war ich von der entsprechenden Entscheidung nicht wirklich überrascht. Am Ende war ich keine Führungskraft mehr. Mir persönlich war und ist es immer schon egal gewesen, was da vorne an meiner Tür oder auf meiner Visitenkarte für eine Position steht. Was mich allerdings sehr überrascht hat, war die Art und Weise wie man es mir NICHT gesagt hat. Letztlich hat mir nur das neue Organigramm der Firma die Klarheit gebracht. Ich sag mal so: schwache Aktionen von Einigen und wer weiß für wie viele Betroffene.

Kurz nach der ersten Fusion folgte zügig auch die Zweite. Nun bekamen wir Zuwachs aus dem hohen Norden. Bereits bei der Ersten sprach man immer wieder vom Zusammenwachsen der unterschiedlichen Kulturen. Am Anfang konnte und wollte ich es nicht wirklich verstehen, was damit gemeint war. Mit der Zeit wurde mir aber klar, was es damit auf sich hatte und auch noch hat. Es geht hier insbesondere um die Art der Arbeitserbringung durch Technik und/oder der Voraussetzungen bzw. Möglichkeiten der Personalressourcen. Teilweise ist das bis heute immer noch so.

Was Fusionen, wie oben angedeutet, auch immer bringen können, sind Wechsel der Vorgesetzten. Am Anfang ist dies meist spannend, weil hinsichtlich der Person und deren Eigenarten bei der Führung seiner „Herde“ noch Ungewissheit herrscht. Auch ist das „Neupositionieren“ der einzelnen Kolleginnen und Kollegen vor dem Neuen zu erleben. Da werden oft mal Fähigkeiten offeriert, die man so von der einen oder dem anderen noch nie gesehen, geschweige denn bemerkt hat. Nun gut – jede/r wie sie/er mag.


Aktuell läuft alles mehr oder weniger in geordneten Bahnen, wenn man mal von den immer wiederkehrenden neuen Projekten und Sonderaktionen des guten Wollens aus den oberen Etagen absieht. Manchmal fragt man sich schon, ob man nicht erst mal was vernünftig zu Ende bringen möchte, bevor man etwas Neues startet. Leider sind oft immer die gleichen „menschlichen“ Ressourcen betroffen, die hier den Ball fangen dürfen.

Nichts ist so beständig wie der Wandel (@Heraklit) und getreu diesem Motto wird es immer weiter gehen. Es sind diese Themen wie Telearbeit, Homeoffice, flexibler Arbeitsplatz, Agilität etc.. Am Ende heißt es nur: Arbeit und Zusammenarbeit neu definieren


Fazit:

Manchmal muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und … natürlich auch ein bisschen seinem Glück mit dem Willen auf Veränderungen helfen. 😉


Weiterbildungen

  • Kommunikation – Grundlagen (04/1993)
  • Gesprächsführung (06/1993)
  • Access, Einführung (10/1993)
  • Moderation (05/1994)
  • Power Point (02/1995)
  • Die Führungskraft im Wandel des Marktes (11/1995)
  • Access 2.0 (01/1996)
  • Microsoft FrontPage 98 07/1998)
  • Verhandlungsführung (01/2000)
  • Professioneller Einstieg in Oracle9i SQL (06/2004)
  • PHP 5 (12/2004)
  • ORACLE Datenmodellierung und Datenbankdesign (08/2005)
  • ORACLE SQL Optimierung (05/2006)
  • Führungskräfteentwicklung (2009)
  • Facility Management (08/2003)
  • Selbstmanagement und Entscheidungstraining (09/2003)
  • Kommunikation und Information in der Führung (04/200)
  • Improved Reading Training (10/2015)

Hier gehts zur Storyline von „wat haste jemacht mit dein leben“


P.S.
Frage: Warum machst Du das?
Antwort: Damit ich mir später meine eigenen Geschichten aus meinem eigenen Leben durchlesen kann, falls ich sie vergessen haben sollte.
– also purer Egoismus 😉


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