Wat haste jemacht … Vater, Mutter, Not-OP

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Ich bin in einer Gegend groß geworden, wo es viel Grün, viel Beschäftigung, sowie Spiel, Spaß und Freunde gab.

Im Sommer wurden manchmal die Rasensprenger für die Bewässerung der großen Wiesen angestellt und wir Kinder hatten unseren Spaß. Manchmal sah ich sie vom Fenster meines Kinderzimmers und rannte sofort runter, um beim bunten Treiben mitzumachen. Aber manchmal kam ich auch genau in dem Moment runter, als der „Sprengmeister“ den Hahn wieder zu drehte… Pech gehabt. Natürlich war ich sowieso oft unten und rannte wie ein Irrer über die verschiedenen Rasensprenger, wie die anderen Kinder auch. Ab und zu drehte einer der „großen“ Kinder das Oberteil des Rasensprengers ab und so entstand eine wunderbare Fontäne. Das war dann natürlich ein Highlight und wurde von uns ausgiebig genutzt.

die Spielwiese hinterm Haus

Meistens war ich zum Fußballspielen unten, ob nun direkt vor unserem Haus oder vor unserer Schule. Nur am Wochenende war das nicht immer so. Fußball ist ja bekanntlich eine Mannschaftssportart, aber wenn viele Kinder mit Ihren Eltern zur Datsche (heute Grundstück oder auch gerne Kleingartensiedlung) fuhren und wir mal nicht zu unserem Grundstück gefahren sind, fiel das Spielen aus .-(.

So musste ich auch schon mal ungewöhnliche „Spielkonstellationen“ eingehen und so nahm das Unheil seinen Lauf:

Auf der Suche nach Spielkameraden traf ich Heike. Sie wohnte hinter meinem Wohnblock, auch an unserer großen Wiese und hatte wohl an diesem Tag das gleiche Schicksal zu erleiden wie ich … keine Freunde bzw. Freundinnen in der Nähe.

Der Tatsache ins Auge schauend, dass wir wohl keinen unserer jeweiligen Kumpels/Kumpelinen treffen werden, kamen wir überein (ich wurde überredet), dass wir Vater-Mutter-Kind spielen werden.

Nun ja, meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, da ich mit diesen ganzen Puppenkram nicht wirklich was am Hut hatte und auch nicht wirklich haben wollte. Da aber das Thema Hausbau ins Spiel kam, sah ich darin meine Aufgabe und hatte auch sofort eine Idee.

In dieser Zeit wurden bei uns gerade die Gehwegplatten erneuert und die neuen lagerten bereits schön gestapelt in „Reichweite“. Meine Projektidee war geboren und so machte ich mich daran, aus den Platten eine Art Grundriss auf die Wiese zu legen. Die Arbeiten gingen flott voran und meine „Tagesgattin“ war mit dem Fortgang der Arbeiten scheinbar zufrieden. Immer wenn ein „Raum“ fertig wurde, legte sie eine ihrer Puppen mit irgendeinem mir unverständlichem Gerede dort ab.

Da ich nun auch Qualität am Bau liefern wollte, bemerkte ich eine wackelnde Platte und ich bat Heike die aufgestellte Platte kurz zu halten, damit ich die Gründung ordnungsgemäß begradigen konnte. Gesagt getan: ich stellte die Platte also auf und Heike hielt. Leider nicht lange genug, denn die leicht abzulenkende Puppenmutter, sah in der Ferne eine ihrer Freundinnen und winkte abrupt mit beiden Armen und rief laut ihren Namen.

Dieses Rufen übertönte sogar meinen Schmerzensschrei, die Platte war zurückgekippt, wie zu erwarten war, wieder zurück in ihre Ursprungsposition … nur das dort noch meine Hand war, die ihrerseits die Begradigungsarbeiten noch nicht abgeschlossen hatte.

Heike und ich hatten viel Mühe die schwere Platte wieder anzuheben. Als wir das schließlich geschafft hatten, verspürte ich komischerweise keine Lust mehr, den fürsorglichen Gatten zu spielen, stattdessen lief ich eiligen Schrittes … nein, ich rannte nach Hause.

Zu Hause angekommen, begutachtete meine Mutter (mit einiger Sorge) meine Hand bzw. meine Finger. Sie redete von Handbruch, Fingerbruch und bat mich zum Test Hand und Finger zu bewegen. Beides gelang mir, zwar unter Schmerzen, doch gebrochen schien wohl nichts zu sein. Mit der Zeit schwollen und verfärbten die Fingerkuppen meiner rechten Hand zusehends und ab diesem Zeitpunkt kam dann auch die Möglichkeit der Abnahme der Nägel ins Spiel bzw. in den Focus der medizinischen Zukunftsperspektive der Frau Dr. Mutter.

Es war Wochenende und da hatten, wie heute auch, nur die Notaufnahmen „Sprechstunde“ und wir besprachen, dass wir abwarten wie die Finger am Montag aussehen.

Gesagt, getan …. es sah nicht gut aus und so fuhren wir zum Haus der Gesundheit am Alexanderplatz zur Chirurgischen Abteilung. Meine Mutter hatte leider Recht mit ihrer „Nagelamputationsdiagnose“ vom Vortag und so durfte ich auf die sofortige ambulante „Beseitigung“ warten.

Nach einem kurzen nochmaligen Stelldichein im Wartezimmer, wurde der kleine Patient noch einmal aufgerufen, nur diesmal in ein anderes Zimmer. Dieses hatte eine Liege und die hatte „sogar“ Gurte und Riemchen. Nun ja, sicherlich nicht für mich, dachte ich so bei mir. Was für ein Irrglaube, wie gleich feststellen durfte.

Man bat mich, mich hinzulegen und sprach von einer kurzen Narkose. Da wurde ich hellhörig, denn mit Narkosen kannte ich mich bereits durch andere Besuche beim Chirurgen aus. Ich sagte, dass es grundsätzlich OK wäre, da ich ja mit den verschiedenen Methoden bereits bestens vertraut war. Ich hatte nur eine Bedingung: keine Äthermaske!

Das anwesende medizinische Personal verneinte und so ergab ich mich meinem Schicksal.

Ich hatte mich kaum hingelegt, wurden meine Hände mit den Gurten und Riemchen fixiert und…. die Maske des Grauens kam … DOCH!

Noch beim „Einschlummern“ ließ ich meiner Wut über den Betrug freien Lauf und „versorgte“ die Betrüger mit meinem kompletten Schimpfwortrepertoire, inklusive Tiernamen mit Adjektiven. Meine Mutter hat mir hinterher erzählt, dass ich dabei wohl so laut war, dass das gesamte Wartezimmer die gesamte Zeit Ohrenzeuge sein durfte.

Sie entschuldigte sich hinterher beim „OP-Team“. Der Arzt meinte zu ihr, dass ich mir das selbst gar nicht bewusst gemacht hätte. Da sage ich aber mit aller Deutlichkeit: „Da irrt der fiese Halbgott in Weiß aber sehr“ 😉

Es ist heute wie damals, ich mag es einfach nicht, wenn man mich anlügt bzw. mein Vertrauen missbraucht wird.

Zum guten Schluss sei dem interessierten Lesenden gesagt, alle Finger haben ihre Nägel wieder dran und ich habe danach nie wieder versucht, eine „frühkindliche“ Familie zu gründen. 😉


Hier gehts zur Storyline von „wat haste jemacht mit dein leben“


P.S.
Frage: Warum machst Du das?
Antwort: Damit ich mir später meine eigenen Geschichten aus meinem eigenen Leben durchlesen kann, falls ich sie vergessen haben sollte.
– also purer Egoismus 😉


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Ein Kommentar

  1. Gernot danke für den schönen Tatsachenbericht, ich habe da weniger gute Erfahrungen hinter euren Haus mit den Rasensprengern gemacht. Ich war 6 Jahre und im Sommerurlaub, zog es mich auch zu den kühlen Nass, nur Annegret, oh man wie ich sie hasste, zog mir immer meine Badehose herunter. Wie peinlich dachte ich, und hatte weniger Spaß durch den künstlichen Regen zu laufen. Bin dann lieber nach Hause, um mich bei meiner Mutter zu beschweren.

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