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Hilferuf meiner 86-jährigen Mutter. Sie hat am 18.11.2020 einen Brief ihres Finanzamtes vom 13.11.2020 bekommen, in dem sie aufgefordert wurde bis zum 11.12.2020 die Steuererklärungen für die Jahre 2016, 2017, 2018 und 2019 nachzureichen. Dazu gab es, in einem zarten Nebensatz, noch die verdeckte druckvolle Aufforderung bei dieser Gelegenheit „gerne“ die Steuererklärungen 2006 bis 2015 auch noch nachzuliefern.
Das Ganze wurde schließlich noch mit dem Satz: „Bei Zweifelsfragen sollte ein Angehöriger der steuerberatenden Berufe hinzugezogen werden.“ garniert.
Ich frage mich bei diesem wunderbaren prosaischen Amtsdeutsch immer was bzw. wer ist hier eigentlich gemeint? Liegt die Betonung auf Angehöriger, also ein Steuerfachmann innerhalb der Familie oder doch eher kostenrelevante Steuerberatungsorganisationen oder Steuerberater. Zweiteres wird den Rentner sicherlich ungeheuerlich erfreuen, da er sehr gerne seine Rente zusätzlich mit dieser Zunft teilen möchte.
Über den grundsätzlichen Sachverhalt (Ungerechtigkeit durch die Doppelbesteuerung von Renten) der Versteuerung von Renten möchte ich mich hier an dieser Stelle nicht großartig auslassen, da es wahrscheinlich nur dem Gesetzgeber einzuleuchten scheint, warum man einen Menschen, der Jahr für Jahr sein Einkommen hoch versteuert und in die Rentenversicherung eingezahlt hat, auch im Rentenalter noch einmal zur Kasse „bittet“. Meine Erziehung (durch die aktuell Betroffene) verbietet mir die Verwendung von Schimpfworten bzw. Hasstiraden.
Ich habe mich der Sache angenommen und versuche jetzt, den Schaden so klein wie möglich zu halten und vor allem meiner Mutter die nicht enden wollende Aufregung und Besorgnis zu nehmen.
Sie (und auch ich) versteht so überhaupt nicht, wie sie nach 14 Jahren, sie hat 2006 ihre letzte Steuererklärung gemacht und dabei wurde ihr gesagt, dass sie nun keine mehr machen brauche, jetzt auf einmal diese wieder machen bzw. für die letzten 4 Jahre nachreichen soll.
Es ist nur ein Glück, dass sie Vieles aufgehoben hat (Rentenerhöhungbescheide, Betriebskostenabrechnungen Ihres Vermieters, Apothekenrechnungen etc.) und ich auch noch die WISO-Steuerprogramme von 2016 bis heute auf meinem Rechner hatte/habe.
Ich habe alles nach besten Wissen und Gewissen in die Maschine eingehackt und an das Finanzamt fristgemäß online versendet. Nun warten wir mal ab was da, als außergewöhnliche und unvorhergesehene Belastung, auf meine Mutter zukommt.
Mir war es nur wichtig, diesen Druck schnell und möglichst unkompliziert von meiner völlig überforderten Mutter zu nehmen und ihr wieder die Ruhe zu geben, die sie wirklich verdient hat.
Deutsche Behörden haben da immer wieder eine besonders merkwürdige Herangehensweise ihre Bürgernähe und Empathie zu zeigen. Manchmal quillt ihr eigenes Unvermögen (Stichworte hier wären 14 Jahre und 86-jährige Steuerbürgerin) aus allen Knopflöchern. Auch hier zeigt sich sehr schön die Mär von KI, Transformation und all diesem zukunftsweisenden Geschwafel zum Nutzen der Bürger ihres eigenen Staates. Danke dafür – Sarkasmus off und Taschentücher raus – für die Tränen.
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Das Finanzamt muss jetzt Zeit für die Rentner haben. Den gleichen Brief hat meine Mutter (89) erhalten. Es muss wieder Geld in die Kassen.