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Speckknödel, Bonsai und Dolomitenzauber – Wenn Südtirol alle Register zieht

Wenn dein Tag mit Speckknödeln und Gulasch startet, weißt du: Hier wird’s zünftig. Und genau so sollte es auch sein.

Kein schnödes Marmeladenbrötchen, keine lahme Cornflakes-Schüssel. Nein, ich servierte Speckknödel mit Gulasch (a la Mirco von Mirco 😉 ) zum Frühstück. Klingt gewöhnungsbedürftig? Mag sein. Schmeckt aber verdammt gut und gibt Kraft für einen Tag, der es in sich haben würde.

Mein Sohn und ich saßen am Tisch, löffelten das deftige Zeug und grinsten uns an. So startet man in Südtirol. Punkt.

Brixen ruft – und wir folgen

Nach diesem Kraftpaket im Magen machten wir uns auf nach Brixen. Die Stadt hatte zwei Dinge auf unserer Liste: einen Bummel durch die Altstadt und den Besuch der AKI TEN, der Bonsai-Ausstellung, auf die ich mich seit Wochen gefreut hatte.

Brixen empfing uns mit diesem typischen Südtiroler Charme. Enge Gassen, bunte Fassaden, überall kleine Läden, die zum Stöbern einladen. Die Lauben – diese überdachten Arkadengänge – sind ein Traum. Du schlenderst da durch und fühlst dich wie in einer anderen Zeit.

Wir ließen uns treiben. Kein Plan, kein Stress. Nur schauen, schnuppern, ab und zu stehen bleiben.

Der Domplatz mit seiner imposanten Kathedrale? Beeindruckend. Aber ehrlich gesagt hatte ich nur Augen für die AKI TEN.

Dann betreten wir die Ausstellung.

Ab nach Sexten – Wo die Dolomiten den Atem nehmen

Nachmittags geht’s weiter. Sexten steht auf dem Programm. Die Fahrt durch die Dolomiten… Mensch, wie soll ich das beschreiben? Stell dir vor, Riesen hätten ihre Burgen in den Himmel gebaut. Felsformationen, die aussehen, als hätte ein verrückter Architekt mit Steinen gespielt. Das Licht tanzt über die Gipfel, wirft Schatten in Täler, die so tief sind, dass man den Grund nur ahnen kann.

Die Sextner Sonnenuhr. Ein Ort, der seinen Namen verdient. Die Berge stehen wie Zeiger einer riesigen Uhr am Horizont – die Natur als Chronometer. Mein Sohn steht da, Hände in den Taschen, starrt in die Landschaft. Ich lasse ihm seine Gedanken. Momente wie diese brauchen keine Worte.

Die Luft hier oben… anders. Klarer. Als würde sie die Lungen ausspülen. Jeder Atemzug füllt mehr als nur die Lunge – er füllt irgendwas in der Seele. Kitschig? Mag sein. Aber wahr.

Wir stehen einfach nur da. Manchmal reicht das.

Pizza-Hans und echte Gastfreundschaft

Abends bei Pizza-Hans in Innichen. Der Name klingt nach bayerischem Wirtshaus, aber das täuscht. Hier verschmelzen Kulturen – Südtiroler Herzlichkeit trifft auf italienische Kochkunst. Die Pizza… oh Mann. Dünner Teig, knusprig verbrannt an den Rändern (genau so, wie’s sein muss), belegt mit Zutaten, die schmecken, als kämen sie direkt vom Feld.

Unsere Gastgeber sitzen mit am Tisch. Geschichten werden ausgetauscht. Gelächter schallt durch den Gastraum. Das sind diese Momente, für die man reist. Nicht für perfekte Instagram-Posts. Nicht für abgehakte Sehenswürdigkeiten. Sondern für echte Begegnungen mit echten Menschen.

Mein Sohn prostet mir zu. Ich proste zurück.

Was bleibt von so einem Tag?

Weißt du, was das Verrückte ist? Zuhause hätten wir an so einem Tag wahrscheinlich drei verschiedene Dinge gemacht, jeder in seinem Rhythmus, jeder mit seinem Programm. Hier? Hier sind wir zusammen jeden Meter gefahren, haben alles gemeinsam erlebt.

Die Bonsai-Ausstellung hat mir erneut verdeutlicht, warum ich das alles mache. Nicht nur das Kultivieren der Bäume selbst – sondern diese Kultur, diese Gemeinschaft. Menschen treffen, die brennen. Die ihre Passion leben. Die verstehen, dass Schönheit Zeit braucht.

Die Dolomiten haben mir wieder bewusst gemacht, wie klein wir eigentlich sind. Und wie großartig es sein kann, sich einfach treiben zu lassen. Keine Hektik. Kein Stress. Nur Sein.

Und das Essen? Das hat mir wieder richtig bewusst werden lassen, dass Südtirol mehr als nur eine Region ist – es ist ein Gefühl. Eine Philosophie. Leben, genießen, teilen.

Drei Dinge an einem Tag. Klingt nach wenig? Ist aber viel. Mehr als so manche Woche zuhause.

Dein nächster Trip

Meine Frage an Dich: Wann warst du das letzte Mal irgendwo, wo du einfach nur gestaunt hast? Wo du vergessen hast, auf die Uhr zu schauen? Wo dich Menschen so empfangen haben, als würdest du zur Familie gehören?

Südtirol macht genau das. Nicht nur mit uns. Mit jedem, der sich darauf einlässt.

Die Bonsai-Szene hier ist lebendig – wer nach Inspiration sucht, findet sie an jeder Ecke. Die Natur liefert Lehrstunden in Geduld und Demut. Die Menschen zeigen, wie Gastfreundschaft wirklich geht.

Vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis dieses Tages: Manchmal muss man raus. Raus aus der Routine. Raus aus dem Alltag. Raus in eine Welt, die noch Wunder bereithält – wenn man bereit ist, sie zu sehen.

Aber heute Abend? Heute Abend sitze ich hier, satt und glücklich, und denke: Das war ein verdammt guter Tag.

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