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Heute früh, ganz früh…führte für mich mein Dienstweg nach zwei Wochen Urlaub erst einmal zu einer Hospitation der besonderen Art. Mein Dienstherr bot vor Wochen einen Besuch bei der Berliner Gerichtsmedizin an.
Durch die gelesenen Bücher von Michael Tsokos war ich nicht nur hochgradig interessiert, sondern eben auch genug sensibilisiert. Dennoch war das „Angebot“ zu verlockend, um es nicht zu nutzen.
Mein Weg führte mich vom S-Bahnhof Bellevue Richtung Turmstraße. Der Weg war mir nicht ganz unbekannt, da ich vor Jahren hier am Kriminalgericht Moabit mehrere Jahre als ehrenamtlicher Schöffe tätig war. An der Turmstraße angekommen, ging es heute aber nach links zur Nummer 21, dem Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin.
Dort angekommen, wurden wir von Frau Denise Dümpelmann, Fachärztin für Rechtsmedizin empfangen. Sie führte uns ins Gebäude und bereitete uns auf eine sehr angenehme Art auf das für uns doch ungewöhnliche Thema im Allgemeinen vor.
Die Rechtsmediziner in Berlin sind nicht nur für die Leichenöffnungen (Obduktionen) bei Verdacht auf ein Kapitaldelikt im Auftrage der Berliner Staatsanwaltschaft tätig. Oft werden auch Opfer von Gewaltverbrechen in Krankenhäusern oder ambulant untersucht. Täteruntersuchungen und -begutachtungen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung eines Rechtsmediziners.
Nur ein sehr enger Personenkreis von Zugelassenen zu einem Todesermittlungsverfahren darf einer Obduktion beiwohnen. Heute hatten wir die Möglichkeit einen kleinen Einblick zu erhalten.
Unsere erste Station war der Aufbewahrungsraum der angekommenen Leichen. Weitere Ausführungen erspare ich der werten Leserin/ dem werten Leser.
Danach ging es in den Vorraum des eigentlichen Sektionsraumes. Ab hier konnte man dann durch eine Scheibe das Handwerk der Gerichtsmediziner an mehreren Sektionstischen in allen Einzelheiten beobachten. Natürlich war der erste Blick doch ganz schön heftig. Nun ja, wer das Eine will, muss das Andere mögen.
Dann kam, wie auch bereits im Vorfeld angekündigt, auch Herr Prof Michael Tsokos (Chef der Berliner Rechtsmediziner) mit dazu und bot für Interessierte den Eintritt in den Sektionssaal an. Jeder kann, keiner muss. Die die wollten, bekamen nun einen Kittel und Füßlinge und ab ging’s zum Rundgang mit parallelen Fallbesprechung zwischen Chef und dem jeweiligen Sektionsteam.
Hierbei ging es zuerst um allgemeine Informationen zur Person. Alter, soziales Umfeld (falls bekannt), Auffundort etc. Danach ging es um die hier vorliegende (wahrscheinliche) Todesursache und schließlich Art des Todes. Erstaunlich für mich war immer die Art und Weise der Formulierung. Hier wurde i. d . Regel oft von „es ist davon auszugehen“ oder „ich gehe davon aus, dass“ gewählt.
Wir erfuhren, dass grundsätzlich (wie gesetzlich vorgeschrieben) drei Körperöffnungen vorgenommen werden. Diese sind am Kopf, an der Brust und der Bauchraum.
Aus diesen werden dann alle Organe entnommen. Die Organe liegen dann auf verschiedenen Beitischen und werden dann sehr genau untersucht. Auch für den Laien, wie wir, waren gut die Unterschiede zwischen einem gesunden und geschädigten Organ zu erkennen (Fettleber, Schlaganfall etc).
Nach der direkten Besprechung an allen Tischen gingen wir wieder zurück in den Vorraum.
Hier konnten wir dem Chef noch einige Fragen stellen und somit war die Sache dann auch rund und reichte dann auch erst einmal.
Was am Ende bleibt, ist dass diese Spezialisten einen Job machen, der unumgänglich ist und diesen machen sie mit hoher Akribie und dennoch haben sie „Spaß“ an ihrer Arbeit, was uns auch Frau Dümpelmann bestätigte. Auch sind sie überhaupt nicht bierernst dabei. Natürlich hat das alles auch seine Grenze z. B. bei Fällen mit Kindern.
Danach noch ein Erinnerungsfoto mit dem Chef und der Besuchergruppe und wir verließen diesen sehr speziellen Ort mit viel neuem Wissen und einem sehr geerdeten Gefühl.
Ich habe mir natürlich die Chance nicht entgehen lassen und bekam noch meine ganz persönliche Widmung in meinen aktuellen Lesestoff, mehr geht nicht. 😉
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