Wat haste jemacht … dem Staate gedient

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Es war der 3. November 1982. Es war so weit – Einrücken war angesagt! Will sagen, mein Wehrdienst stand an. Wie bereits erwähnt, bin ich in dem Teil von Berlin groß geworden, wo ich leider nicht so richtig die Wahl hatte, auf diese “spannenden” 1 1/2 Jahre zu verzichten. Meine Brüder aus dem freien Teil hatten da ja bekanntlich mehr Glück und es soll ja Jünglinge aus den sogenannten Altbundesländern gegeben haben, die extra nach Berlin gezogen sind, um sich ihrerseits dieser” besonderen Möglichkeit” zu entziehen. Wie auch immer, es war der Tag.

Es war arschkalt und relativ spät abends und ich musste mich am Güterbahnhof in Köpenick einfinden. Ich wusste bis dahin nicht mal, dass Köpenick überhaupt so etwas hatte. Ich hatte auf irgendeine familiäre Begleitung oder meine johlenden Freunde bewusst verzichtet. Andere leider nicht, was ich da sehen durfte/musste war in alle Richtungen unbeschreiblich.

Laut flennende Mütter oder Freundinnen bzw. ganze Rudel besoffener Kumpels und ihrem baldigen Beschützer unserer doch so “geliebten” Republik, machten diesen eh nicht schönen Abend dann noch einmal “unvergesslich”. Nun ja, wie immer, jeder wie er will.

Im Film heißt es jetzt: “Wochen/Monate zuvor” 😉

Ich bekam meinen Einberufungsbefehl, machte ihn auf und was las ich da: Bereitschaftspolizeieinheit in Magdeburg. Nicht, dass ich etwas gegen Magdeburg hatte 😉

Was ist das denn bitte? Davon habe ich ja noch nie gehört, dass so ein “normaler” Grundwehrdienst von 1 1/2 Jahre in solch einer “Spezialeinheit” überhaupt machbar sei. Was das alles noch bedeutete …. dazu später mehr, bleiben Sie gespannt.

Zurück zum kalten Oktoberabend am Vieh- upps Güterbahnhof. Die “Freiwilligen” durften (sollten) sich nun auch von ihren Angehörigen verabschieden und ab ging es auf das abgeschlossene Bahngelände.

Wir alle warteten auf einer Art Bahnsteig. Wir hatten lange genug Zeit uns die Umgebung mal genauer anzugucken, denn die angesagte Abfahrt verzögerte sich ständig. In mir stiegen Erinnerungen aus diversen Büchern/Filmen aus unsere Schulzeit in den Kopf, die die Zeit um die 1940 Jahre zum Inhalt hatten … nicht schön.

Ich weiß nicht, wie lange wir durch die Republik gefahren sind, um unsere zukünftigen “Waffenbrüder” einzusammeln. Zuerst war die Fahrt sehr stimmungsvoll, weil unsere “geistreichen” Mitfahrer noch gut unter Strom standen und sangen, was das Zeug hielt und der Meinung waren, dass das alles ja wohl ein Kindergeburtstag werden wird, wenn sie erst das “Kommando” vor Ort übernehmen würden.

Mit der Dauer der Fahrt wurden die Krieger recht müde und nach 2 Stunden kehrte Ruhe und eine Art Ernüchterung im Wagon ein, denn da kam sicherlich viel “Schönes” und Unbekanntes auf einen zu und das wurde jetzt wohl auch dem Letzten klar.

Irgendwann in der Nacht kamen wir schließlich doch endlich in Magdeburg an. Kaum dort angekommen wurden wir mit einem wunderbaren aufgesetzten militärischen Gehabe à la United States Marine Corps empfangen und … wie sage ich es nett … es wurde, auf eine mir unverständliche Art auf Eile gedrungen. Gehörte wahrscheinlich zu ihrem einstudierten Theater.

Wir wurden “eingeladen”, mit unseren Koffern und viel Schwung auf die bereitgestellten W50 Mannschaftswagen aufzusteigen. Die Verladeaktion ging ziemlich zügig und so fuhren wir in unsere neue “Heimat nach Prester einen Stadtteil von Magdeburg.

Dort angekommen, ich weiß es noch wie heute, fiel noch auf dem W50 der Satz: “Bitte geben Sie jetzt Ihre eigene Meinung am Kaserentor für 1 1/2 Jahre ab”. Ich musste kurz in mich reinlachen und stieg vom Wagen runter.

Dieser Satz kam mir in der gesamten Zeit immer wieder bei den verschiedensten Anlässen hoch, aber er half mir letztendlich auch dabei, DIESE total überflüssige Zeit in einer gewissen Art zu überstehen.

An dem Abend bzw. in der Nacht wurde uns nur noch schnell unsere Schlafstatt zugeteilt, zu Essen gab es nichts mehr… “war ja schon spät” und ich fiel sehr schnell in den Schlaf.


Am nächsten Tag, war man mit uns gnädig und verzichtete auf den Frühsport, denn es standen ja noch anderen tolle Tagesziele an. 😉

Erster Höhepunkt, nach dem Frühstück (oder was man so dazu sagt. Hallo – ich kam aus der Gastronomie 😉 ) wurden wir eingekleidet.

Zuerst das normale Programm:

  • Helm
  • Stiefel
  • Felduniform
  • Unterwäsche
  • etc.

Dann kam der Schock, die sogenannte Ausgehuniform.

Es war dieses “lebendige” Grün, wie es die normale Polizei auf den Straßen der DDR trug. Ich sah mich schon auf Heimaturlaub mit einem hohen Peinlichkeitsfaktor in unserem Wohngebiet um die Häuser schleichen, um unerkannt nach Haus zu kommen.

Wer wusste denn schon, dass es den normalen Wehrdienst auch in dieser wunderschönen Ausprägung gab und man sich faktisch nicht dagegen wehren konnte, wenn der Stellungsbefehl diese frohe Botschaft in sich trug.


Kurzer Erkärtext

Bereitschaftspolizei = Kasernierte Einheiten des Ministeriums des Innern

Eine VP-Bereitschaft bestand aus 5 Kompanien. Sie gliederte sich in

  • 1. und 2. Schützen-Kompanie mit jeweils drei Schützen-Zügen,
  • 3. SPW-Kompanie mit 10 Schützenpanzer(-wagen) PSH ungarischer Produktion,
  • 4. (Artillerie-) Kompanie mit zwei Zügen Panzerabwehrgeschütze SPG-9, Flak-Zug mit ZSU-23-2 und Granatwerfer-Zug und
  • 5. Stabs-Kompanie mit Aufklärungs-, Nachrichten-, Pionier- und Transportzug sowie teilweise einem Pioniertechnischen Zentrum.

Offizielle Hauptaufgabe: Beseitigung von „Störungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit“ (Anm. des Autors: was immer das ist)

In meiner aktiven Zeit waren es eigentlich immer andere Dinge:

  • Fußballspiele “begleiten!”
  • Waldbrandbekämpfung
  • Aufspüren von entwischten Wehrpflichtigen aus unserem großen Bruderland (Thema die “Die Kompanie von Nebenan”)
  • Feldlager mit Spezialeinheiten wie Pioniere und/ oder Aufklärern.

Im Nachhinein darf ich mich glücklich schätzen, dass ich schon so früh ran durfte/musste. Ich hätte ungern meinen Dienst in dieser Einheit rund ums Jahr 1989 gemacht. Ein wenig Geschichtskenntnis des werten Lesenden hilf beim Verständnis diesen Zeilen. 😉


Meine Grundausbildung, auch an der Waffe, verlief im Großen und Ganzen unspektakulär. Einzig die Gewöhnung an die dort herrschenden Umgangsformen machte mir am Anfang noch so einige Schwierigkeiten.

Einige aufstrebende Jungoffiziere mit begrenzten geistigen Mitteln, versuchten diese Leere durch stumpfsinnige Befehle und lautem Geschrei auszugleichen. Beim Versuch bliebt es in der Regel dann auch, denn da wo nichts ist…. 😉

Beide Seiten hatten mit dem jeweils anderen so ihre Probleme, insbesondere wenn mir so ein uniformtragender Vollpfosten die Welt erklären wollte.

Die Sache gipfelte dann in einem ganz persönlichen Gespräch der handelnden Personen unter Hinzuziehung des Politoffiziers. Erstaunlicherweise war das dann doch ein recht ruhiges Gespräch, weil es eben mal nicht vor der versammelten Mannschaft, wo man ja seine exponierte Stellung unbedingt immer und zu jeder Zeit hervorheben musste, stattfand und der Polituffz einer von der entspannteren Sorte war.

Jede Seite stellte ein paar Sachen klar und ja, auch ich durfte meine Argumente zumindest mal vorbringen. Am Ende wurde aber noch einmal auf das militärische Prinzip verwiesen und man ging “geklärt” auseinander.


Das Ende der 6-wöchigen Grundausbildung nahte und es kam eine gewisse Spannung auf, wo man denn danach seine nicht unerhebliche Restzeit verbringen durfte. Wir nahmen also Aufstellung zur Verkündung der Entscheidung. Dann fiel mein Name und …. Spannungsbogen …. 😉 Stabskompanie und dort in den Küchendienst, will sagen Fourier (so etwas wie eine männliche Kaltmamsell, zuständig für Frühstück und Abendbrot für die gesamte Truppe).

Wow – ich hatte ein wirkliches Glückslos gezogen, dies wurde mir allerdings erst später klar. Ich überlegte noch kurz, woran es liegen könnte, dass ich als Waffe eher das Messer und die Schöpfkelle bedienen darf. Meine erste Erklärung war natürlich mein beruflicher Background (Gastronomie), aber ein Blick in meinen Wehrdienstausweis verriet mir, dass das quasi wohl schon feststand, denn ich entdeckte da ein”R.D.” und dass könnte dann eben schon der Hinweis auf die eher rückwärtigen Dienste gewesen sein.

Neben der Bereitstellung von Frühstück und Abendbrot gab es noch weitere Tätigkeiten. Eine davon war der 24 Stundendienst, der mit einer nächtlichen Beschaffungstour beim Backbetrieb und Milchhof in Rothensee (damaliges Magdeburger Industriegebiet) endete. Natürlich gerieten dadurch nicht nur an Milch und Backwerk aufs Gelände. Oft wurden bei diesen Touren auch “Geistreiches” (es waren keine Bücher 😉 ) in die Kaserne gebracht. Der Job (i. d. R. oft Auftragserledigung der Kameraden aus dem 3 Halbjahr des Wehrdienstes) war nicht wirklich ungefährlich, denn bei Entdecken der feuchten Fracht drohten erhebliche Strafen, bis hin zur Anschuldigung der Wehrkraftzersetzung – damit verbunden war das Einrücken in eines der Militärgefängnisse.

Ich selber habe diese Art von Touren oft abgelehnt oder nur in “handelsüblichen” Mengen eingekauft, denn ein/zwei Flaschen Wodka zersetzen noch keine ganze Truppe. Andere waren da durchaus dreister und mancher flog auch auf. Meistens durch Verrat aus der eigenen Truppe, wenn derjenige keine Berücksichtigung beim “Transporter” fand.


Wie oben bereits erwähnt, brachte der Job in der Küche, neben dem Verlust von Hungergefühl auch andere positive Gegebenheiten mit sich. So entfiel für alle Küchenkräfte der Reinigungsdienst (oft pure Drangsalierung) auf den Stuben und in den Fluren der Unterkunft. Auch der unsägliche Frühsport auch bei Eiseskälte konnte gut umgangen werden. Man stand mit der Truppe auf, zog sich seine Küchenklamotten an, ging zum Versorgungstrakt und leistete den wirklich diensthabenden Küchenpersonal bei Frühstück und Kaffee Gesellschaft. Danach ging man wieder zu seiner Unterkunft, nahm sich ein gutes Buch und machte es sich in der Bekleidungskammer gemütlich oder holte erst einmal den Nachtschlaf nach. Es war nicht alles schlecht und so wurde ich in dieser Zeit zu einer richtigen Leseratte. 😉


Weitere Möglichkeiten sich dem Stress zu entziehen, waren regelmäßige Blutspendetermine, denn danach war immer Ruhe verordnet und frisches Obst und Kaffee gabs noch obendruff. Oder man meldete sich freiwillig zu irgendwelchen Kulturaktionen. Stadthalle Magdeburg, im Rotehornpark oder Herrenkrug waren solche Adressen, wo wir quasi den Ordnungsdienst (im Hintergrund) bei irgendwelchen Festen oder Konzerten stellen sollten. Einmal war die Gruppe Karat da, war nicht das schlechteste Konzert und vor allem für Umme.

“Privat” also nach dem Dienst in Magdeburg “wegzugehen” verbot sich alleine schon durch unsere sehr auffällige “Tracht”. Diese wurde auch grundsätzlich bei den Magdeburgern nicht so gerne gesehen und gleich gar nicht, in irgendwelchen Diskotheken. Ich habe mir das einmal angetan und danach gerne darauf verzichtet.


Eine weitere spezielle Komponente lag in der “Freundschaft” mit der Kompanie von Nebenan. In dieser Kompanie waren sowjetische Wehrdienstleistende. Eigentlich wollte ich bei einem dieser Treffen nicht dabei sein, willigte dann aber doch ein. Ich wollte mir das einfach mal in real angucken und nicht nur immer dem Hörensagen glauben.

Ich will es hier nicht zu sehr auswalzen, aber die Jungs, die ich da gesehen habe und natürlich nur oberflächlich kennenlernen durfte, verdienen meinen, wenn nicht auch im Allgemeinen den absoluten Respekt. Nachdem ich mir deren Unterkunft angeguckt und von ihrem Dasein (Leben konnte man es wohl eher nicht nennen) berichten lassen habe, kam mir meine Zeit und meine aktuellen Gegebenheiten auf einmal viel erträglicher vor. Mir wurde schlagartig klar, warum viele von denen unbedingt dort weg wollten und in der Regel dann auch wieder ganz schnell da waren oder eben ganz anders….


Nun ja und bevor hier jemand fragt, natürlich durfte auch ich, zu einem dieser – am Anfang lauschigen – Gespräche mit den Herren des Inneren, wir waren ja quasi schon ganz dicht bei Ihnen. 😉

Ich wusste sofort, mir konnte hier und heute nichts mehr passieren, denn ich war von so viel innerer Sicherheit umgeben, da konnte auch ich mir ganz “sicher” sein. 😉

Das Gespräch plätscherte so vor sich hin und dann kam dennoch die entscheidende sanft vorgetragene Frage, ob ich mir vorstellen könnte, dass…

Meine Antwort, dass ich mir grundsätzlich immer alles vorstellen könnte (sage ich heute übrigens immer noch, wenn der Satz genau so beginnt… ), nur eben das NICHT.

Auf einmal ging das Gespräch in eine andere Richtung. Da kam dann auch die von mir bereits erwartete Schärfe ins Spiel. Am Ende sagte ich nur, dass ich weder die gebotenen monetären Anreize nötig hätte, denn ich arbeitete in der Berliner Gastronomie (Klasse Totschlagargument 😉 ) noch diese Art von Beschäftigung und deren Folgen suche, geschweige gutheiße. Die beiden Herren sagten mir, dass das Gespräch jetzt hier beendet sei und ich dennoch ggf. noch einmal dazu befragt werde. Ich verließ die dann doch noch hitzig gewordene Gesprächsrunde und habe zu diesem Thema nie mehr etwas gehört – gut so.


Besondere Highlights waren auch die Feldlager, wo die Stabskompanie in der Regel die Verpflegung der Truppe zu organisieren und durchzuführen hatte. Ich war zwar in der Küche, allerdings eben insbesondere auch dieser “Special Forces” zugeordnet. Wie sagt man so schön: ein Spaß für die ganze Familie 😉

Neben den vielen “normalen” Feldlagern, hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art.

Meine 24 Stundenschicht war vorbei und ich schleppte mich in meine Unterkunft, um mich nun endlich hinzuhauen. Da kam der Spieß auf mich zu und eröffnete mir, dass ich doch bitte mal gleich wieder in die Küche gehen sollte, um dort die Verpflegung für ein zweitägiges Winterlager der Aufklärer in Empfang zu nehmen und wenn nötig alles Notwendige vorbereiten sollte.

Schwer geladen und überaus sauer, ging ich zurück in die Küche und empfing und verstaute die Verpflegung in den bereitgestellten Kisten. Ich war todmüde und so schenkte ich mir die Vorbereitung, was sich später allerdings noch schwer rächen sollte. Danach “durfte” ich mich noch eine Stunde aufs Ohr legen und wurde dann vom Offizier der Aufklärer sehr “liebevoll” geweckt und lautstark zu unseren Versorgungs-W50 mit angehangener Gulaschkanone “begleitet”.

Es waren zarte -20° und alles, was ich da zum Futtern für die Truppe mitgenommen hatte, war durch und durch tiefgefroren. Na Klasse dachte ich und überlegte nun, wie ich den hungrigen Mäulern das erklären sollte.

Ich nahm mir den obersten Dienstgrad (Herrn Hauptmann) zur Seite und legte ihm meine Situation leise dar. In Erwartung eines deftigen verbalen Feuerwerks drehte sich das Blatt und der Hauptmann machte das quasi zu einer Aufgabe seiner Aufklärer, denn die sollten in diesem Lager genau eins lernen …. das Überleben.

Er befahl 5 Leute ran, die das Fleisch mit einem Küchenbeil in kleine Stücke hauen sollten. Alles andere wurde mit dem heißen Wasser aus der Gulaschkanone geregelt. Eier wurden diesmal umgekehrt abgeschreckt (gefrorenes Ei in kochendes Wasser), damit wir die Schale vom Ei lösen konnten, um dann ein Rührei zu machen. Es ging immer so weiter und war am Ende ein tolles Erlebnis. Wirklich alle hatte ihren Spaß, so auch ich, denn ich war gerettet. Auch hier bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch: zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten mit dem gleichen Ziel und Du kannst alles schaffen.


In der ganzen Zeit standen mir pro Halbjahr je ein Kurzurlaub (Sa./So.) und ein verlängerter Kurzurlaub (Fr. – So.) zu. Auch damals schon, war die Fahrt mit der Bahn (Reichsbahn) immer ein Wagnis und die wirkliche Ankunft war in der Regel wie ein Lottospiel. Die Strecke von Magdeburg nach Berlin ist nicht wirklich allzu weit, dennoch habe ich sehr oft stundenlang kurz vor Berlin im Zug festgesessen, weil es irgendwas gab, was die Weiterfahrt verhinderte und meine nutzbare Zeit in der Freiheit wurde dadurch noch weniger.

Anders erging es meinen “Kollegen” aus der Küche und hier insbesondere den Köchen. Das waren fast ausnahmslos local Heroes, vom Beruf allesamt Fleischer. Die kamen fast jedes Wochenende raus, weil sie ja zu ihren Hausschlachtungen mussten und natürlich fiel da auch etwas für deren Offiziere ab, die ihnen den “Sonderurlaub” genehmigten. Wir Berliner (“liebevoll” Bouletten genannt) hatten eh einen schlechten Stand bei den Sachsen-Anhaltinern, da wir aus der bevorzugten Hauptstadt kamen und sowieso eine große Fresse hatten. Tja so ist das eben, manchmal verliert man – manchmal gewinnen die Anderen. 😉


Meine Wehrdienstzeit ging über 2 Winter und somit 2x Weihnachten und auch 2x Silvester. Ich hatte das große “Glück”, alle diese Feierlichkeiten im Kreise von jungen Männern, die viel lieber bei Ihren Familien und Kindern feiern wollten (so wie auch ich) zu verbringen. Ich erinnere mich, dass komischerweise das Weihnachtfest mich nicht so “angefasst” hat, wie Silvester. Eine Erklärung könnte der Umstand gewesen sein, dass durch das sichtbare Feuerwerk über dem Himmel von Prester, das Fehlen der Gemeinsamkeit mit Freunden und Familie “sichtbar” gemacht wurde.


Kommen wir langsam zum Schluss und damit noch zu einer Sache, die für mich noch über meinem Wehrdienst hinaus Auswirkungen auf mein weiteres Leben hatte.

Da ich gut über ein Jahr lang, in der Küche auch Salate (in sehr großen Fleischermulden) in rauen Mengen machen musste, die nach Zugabe aller Zutaten auch mit den puren (sauberen!) Händen durchgemengt (man sagt auch durchgehoben) werden mussten, habe ich mir eine langwierige Nagelkrankheit an beiden Händen zugezogen.

Die langsamen Veränderungen waren auch schon während meine Dienstzeit zu sehen und so, gab ich dies auch bei der Abschlussuntersuchung zur Entlassung (April 1984) an. Selbstverständlich findet sich dazu nichts in den mir vorliegenden Unterlagen (Gesundheitsbuch).

Nach der Beendigung meines Wehrdienstes, habe ich diverse Hautärzte aufgesucht, leider ohne Erfolgt. Auch verschiedenste Versuche mit Salben und Tinkturen halfen in keinster Weise.

Nun ist es ja nicht wirklich schön, in der Gastronomie mit Händen am Gast zu arbeiten, die eher in die Reptilienwelt anzutreffen sind. In Abstimmung mit meinem damaligen Arbeitgeber entschied ich mich für ein anderes Aufgabenfeld in meinem Stammhaus.

Getreu dem Motto: “wenn irgendwo ein Fenster zu geschlagen wird – öffnet sich anderswo eine Tür”, habe ich meine Chancen genutzt und werde darüber in einem anderen Blog schreiben.

Zu guter Letzt hatte ich dann doch noch das große Glück an Herrn Prof. Dr. Sönnichsen, von der Charité, zu geraten. Auch er fand am Anfang natürlich nicht das Wunderserum für die Heilung. Er sagte nur, dass ich mal bitte alle Salben und Tinkturen absetzen und abwarten solle, was mein Körper alleine daraus macht. Hautkrankheiten sind immer langwierige Sachen und so hat der Herr Professor am Ende recht behalten, denn es trat nach einiger Zeit die sichtbare Verbesserung und dann quasi auch die Heilung ein.

Er gab mir zum Zeitpunkt seiner aktiven Behandlung noch einen guten Ratschlag. Auf meine Frage, ob ich die Armee/Polizei oder wen auch immer verklagen könne, da ich durch diese Tätigkeiten faktisch berufsunfähig geworden bin, sagte/fragte er nur: “Sie sind absolut im Recht, aber wollen Sie sich wirklich mit diesen Institutionen anlegen?”

Ich habe nicht wirklich lange darüber nachdenken müssen, weil auch mir sofort klar wurde, wie erfolglos meine etwaigen Bestrebungen gewesen wären.

Zum Schluss, hier nicht zum Guten, muss dennoch gesagt werden, auch diese Zeit hat mich geprägt und grundsätzlich ist gegen einen Dienst für seinen Staat bzw. deren Bürger nichts zu sagen, eher zu befürworten.

Ob dieser Dienst allerdings unter Waffen zu leisten sein muss … da gibt es meiner Ansicht nach sehr viel bessere Möglichkeiten, die ja auch aktuell wieder heiß diskutiert werden.


Hier gehts zur Storyline von “wat haste jemacht mit dein leben”


P.S.
Frage: Warum machst Du das?
Antwort: Damit ich mir später meine eigenen Geschichten aus meinem eigenen Leben durchlesen kann, falls ich sie vergessen haben sollte.
– also purer Egoismus 😉


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3 Kommentare

  1. Mit viel Witz und Ironie hast du deine Wehrdienstzeit detailreich beschrieben. Es hat Spaß gemacht, diesen Beitrag zu lesen.

  2. Blieb mir komischerweise erspart! Warum weiß ich bis heute nicht wirklich, was nicht heißt daß ich es vermisst hätte!
    Nur alle meine Kumpel waren dort um ihren Wehrdienst zu leisten und ich eben der einzigste der da nicht mitreden konnte- heute denke ich mir, Glück gehabt und im Nachhinein nicht’s verpasst

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